Hockenbroich, Oberkastenholz und Kirchheim (Dörp) – das sind die drei Ortsteile, aus denen sich Kirchheim zusammensetzt. Schon die Römer haben hier gesiedelt, wie Mauerreste beweisen. Die Gegend, die als erste in Richtung Eifel auf einer Anhöhe liegt, bildete wegen ihrer Lage einen besonderen Anziehungspunkt.

Auch die Franken nutzten dieses Gebiet. Hier entstand auf den Trümmern eines Römerkastells ein fränkisches Königsgut. Keine Burg, wie man sie sich heute vorstellt. Es war eine weitläufige Hofanlage, die in erster Linie aus Holzbauten bestand. Ihr Name: Villa regia nomine flameresheim. Dazu gehörte auch die Hockebur, teilweise fälschlich gedeutet als der Name für die „Hohe Burg“. Doch dabei handelte es sich um einen zum Königsgut gehörenden Wirtschaftshof. Auch die Hohnsheck lag auf diesem Gebiet.

870 wird das Hofgut in einer Chronik bei der Schilderung erwähnt, wie König Ludwig der Deutsche dort durch das morsche Gebälk stürzte und sich zwei Rippen brach. Nur wenige Jahre später endet die glorreiche Zeit dieses Königsgutes. In den Jahren 881 und 892 wird die „Villa“ (heute bezeichnet man eine Teil der Flur namensähnlich „Auf’m Weiler“) von den einfallenden Normannen völlig zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Die Hofbewohner zogen östlich in die Ebene: Auf das Gebiet des heutigen Flamersheim. Ihren Namen behielten sie bei. Im alten „Flameresheim“ (Hockebur, Wyler, Hohnsheck) blieb nur ein kleiner Teil. Diese Einwohner hielten die Erinnerung an ihre Vergangenheit im Namen ihrer Pfarrei wach und nannten sich Pfarrei Hockebur. Erst im 13. Jahrhundert wurde diese Bezeichnung durch den Namen Kirchheim (Heim an der Kirche) abgelöst.

Die Flur von Kirchheim

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Die runden Flächen zeigen die drei Dorfteile (Hockenbroich, Dorf, Oberkastenholz)

Die quadratische Fläche gibt den ungefähren Standort des Königshofes Flameresheim wieder.

Ein Ort mit großer Vergangenheit also. Aus dem Begriff Hockebur entwickelte sich mit der Zeit der Name Hockenbroich. Hier hat der Hockenbroicher Junggesellenverein 1709. e.V. Kirchheim seinen Ursprung. Stolz trägt er den Namen des alten Dorfteils und hält damit auch die Erinnerung an die Geschichte wach. Mit 300 Jahren ist er einer der ältesten Junggesellenvereine in Deutschland.

Über die Gründung gibt es zwar keine Unterlagen. Doch laut Überlieferung wird sein Entstehen auf das Jahr 1709 datiert. Es gibt sogar Vermutungen, dass er noch älter ist. So schrieb es Lehrer und Heimatforscher Wilhelm Heck 1959 in einem Aufsatz zum 250jährigen Bestehen des Vereins. Er beruft sich dabei auf sprachwissenschaftliche Untersuchungen und kommt zum Schluss: Der Hockenbroicher Junggesellenverein 1709 e.V. ist um 1600 oder sogar noch früher entstanden.

Doch 300 Jahre oder noch früher – es ist ein Alter, auf das der Verein stolz sein kann. Er hat alte Traditionen bewahrt, heute noch einen wichtigen Anteil am Dorfleben. So zum Beispiel durch die Ausrichtung von Maifest und Kirmes.

Das älteste dem Verein vorliegende Foto eines seiner Präsidenten zeigt Johann Engelbert Frieling, Präsident des HJGV im Jahre 1899

1898

Natürlich hat sich aber vieles im Vereinsleben verändert. Alte Bräuche gerieten ganz in Vergessenheit (siehe Kapitel Alte Bräuche und Anekdoten). Und auch Feste haben sich gewandelt. Blättert man durch die alten Protokollbücher, sieht man, dass zum Beispiel früher viel mehr Bälle als heute abgehalten wurden. Außer an Pfingsten (bis zu 2 Veranstaltungen) und Kirmes (bis zu 3 Veranstaltungen) richteten die Junggesellen auch – teils mit Beteiligung anderer Dorfvereine – Bälle an Neujahr (Bohnenball) und Karneval (Maskenball) aus.

Es bleibt also festzuhalten, dass die Junggesellen in alten Zeiten wesentlich mehr Aktivitäten als heutzutage hatten. Sie spielten auch regelmäßig und zum großen Vergnügen der Dorfbewohner Theater. Eine Tradition, die ja beim Jubiläumsfest noch einmal aufgegriffen wurde. Versammlungen des Vereins fanden auch viel häufiger statt: Regelmäßig wurde sich jeden Monat getroffen.

Der ein oder andere mag diese Veränderungen bedauerlich finden. Die Hockenbroicher Junggesellen sind für diese Kritik offen. Auf der anderen Seite ist aber zu bedenken, dass der Verein sicher noch besteht, weil er es geschafft hat, sich dem Wandel der Zeiten anzupassen.

© Hans-Rolf Theissen & Petra Braun